welche präzision?

Allgemeine Fragen zu GPS und verwandten Themen

Moderator: Roland

Hagen.Felix
Beiträge: 701
Registriert: 21.12.2008 - 12:07
Wohnort: Grimma
Kontaktdaten:

Re: welche präzision?

Beitrag von Hagen.Felix » 06.01.2012 - 18:17

Josef Gerstenberg hat geschrieben: ...
Die "hohe" Verstärkung der Antenne SL1206 kann keine Fehlerquelle sein.
Im Datenblatt der NEO-6x Empgänger ist für alle Sub-Typen eine maximale Antennenverstärkung von 50 dB abgegeben.
...
Bei einer Messung auf einem nassen Acker weisen die Pseudorange mit einer preiswerte externen Antenne ein Multipath-"Rauschen" von mehreren Metern auf.
Und das bekommt man bei einer Pseudorange-PPP-Positionsbestimmung, wie sie der NEO-6P vermutlich macht, nicht weg!
Die Pseudorange-Glättung des NEO-6P wird sie nur zeitweise mildern können, weil der Multipath auch Phasensprünge bewirkt.
...
PS Kennst du die Regel, wie sich unabhängige zufällige Fehler addieren?
Die ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig.
Wenn nein, dann suchste mal unter dem Stichwort "Gauß'sches Fehlerfortpflanzungsgesetz"
oder wir machen wir einen gesonderten Beitrag daraus, wenns interessiert.
Letzteres würde vermutlich Roland erfreuen.
Hallo Josef,
heute bin ich noch einmal zu der Stelle hingefahren und habe dort dann aber die Versuchsanordnung etwas geändert, nachdem mich Stefan gestern darauf hingewiesen hatte, dass möglicherweise auch die unmittelbare Nähe des Tablet PC, in dessen USB-Buchse die Empfängerplatine bisher direkt steckte, eine erhebliche Störquelle sein könnte. In meinem Fall ist dies ja ein Fujitsu Q550 mit kapazitivem Touchscreen und einem Plastikgehäuse, das vermutlich alle HF-Abstrahlungen des Gerätes ungehindert nach draußen lässt. Und die Platine mit dem NEO-6P und der Sarantel SL1206 ist ja noch "nackt" (also noch von gar keinem Gehäuse umgeben), so dass hier vielleicht auch Einstrahlungen auf die Leiterbahnen passiert sind (NEO-6P und SL1206 sind ja jeweils selbst eingehaust).
Heute also habe ich eine passive USB-Verlängerung genommen, die Empfängerplatine eingesteckt und dies dann am 5/8''-Gewindestutzen am Dachgepäckträger mit einem kleinen Klettband befestigt. Dummerweise hatte ich die Stativverlängerungen daheim vergessen, so dass sich die Antenne doch nur ca. 15 cm über dem Autodach befand (eigentlich wollte ich noch 1-2 m höher).
Aber dann, nachdem ich alle Einstellungen im u-center vorgenommen hatte (als Platform Model "Pedestrian" sowie SBAS auf 2 Suchkanäle für 120 und 124 beschränkt) und dem NEO-6P in dieser Konfiguration noch einen Kaltstart verpasste, kam die Überraschung: Schon nach wenigen Minuten ein stabiler 3D/DGPS-Fix, so dass ich ein paar Minuten später voller Freude die Logaufzeichnung gestartet habe. Und das Ergebnis sieht aus meiner Sicht auch ganz hervorragend aus! Trotz der ringsum klatschnassen Ackerflächen! In den letzten paar Minuten der insgesamt ca. zehnminütigen Logaufzeichnung war DGPS dann wieder weg und die Position ist dadurch auch deutlich davongedriftet - aber alles in allem trotzdem noch innerhalb dessen, was ich mir für "den kleinen Vermessungsbedarf" beispielsweise eines Bauern so erhofft hatte von PPP!
Damit bin ich nun doch wirklich völlig versöhnt mit diesem ersten Entwurf. Dass ich selbst für den Eigenbedarf zu einer ordentlichen (=teuren) externen Antenne greifen sollte, habe ich mittlerweile doch schon verinnerlicht, aber das ist für "meine Bauern" eben doch schon ein wenig zu umständlich. So bleibt mir jetzt doch die Möglichkeit, solch einen kleinen USB-Stick mit einer spottbilligen passiven-USB-Verlängerung an einen "Stock" zu binden, als die von mir erhoffte unkomplizierte und preiswerte Lösung für diese Kundengruppe erhalten ...
Und um auch wieder die Kurve zu kriegen zu den vorherigen Beiträgen dieser Reihe: Es sieht doch schon danach aus, als hätte u-blox mit ihrem neuen PPP hier nicht zu viel versprochen, oder?
Viele Grüße aus Sachsen!
Hagen
Dateianhänge
2012-01-06-NEO6P-GeoHelix-10min.png
leichte Abdrift nach SBAS-Abriss ...
2012-01-06-NEO6P-GeoHelix-10min.png (106.28 KiB) 6290 mal betrachtet
2012-01-06-NEO6P-GeoHelix-05min.png
bisher noch vollständig mit SBAS ...
2012-01-06-NEO6P-GeoHelix-05min.png (106.26 KiB) 6290 mal betrachtet
Gewerbliche Tätigkeit u.a. im Bereich GNSS (siehe https://www.optimalsystem.de/os.aspx?x=411)
Nachrichten bitte bevorzugt als klassische E-Mail (siehe https://www.optimalsystem.de/os.aspx?x=8)

ssquare_de
Beiträge: 671
Registriert: 07.10.2006 - 16:23

Re: welche präzision?

Beitrag von ssquare_de » 06.01.2012 - 22:09

Servus Hagen, hallo Josef


na, das ist doch schon mal eine ganz erfreuliche Entwicklung! :)

Ich habe mir gerade eben deine ersten "schlechten" Logs und auch das heutige "gute" angesehen.
Dazu auch nochmal die Datenblätter von ublox:
da hat der Josef mit Sicherheit recht, eine Übersteuerung der Eingangsstufe des NEO-Moduls auf Grund zu hoher Eingangsleistung der aktiven SL1206 kann wohl ausgeschlossen werden.

Besonders auch, da die Signalpegel der stärksten Sat s mit deutlich unter 50dB in ucenter ausgewiesen werden...
50-52dB sollten bei einer abgesetzten Antenne mit 26-28dB Verstärkung über 3-5m RG-174-Koaxkabel schon drinnen sein.

Was mir im Log von heute auch noch aufgefallen ist:
in ucenter werden die gegätteten Sats in dem "schwächeren", nicht ganz so giftigem Grünton angezeigt.
Zudem werden im "Messages"-Fenster unter "SV-INFO" die gegätteten SATS in der NAV-Spalte mit einem "S-(moothed)" gekennzeichnet.
Deren Residuals sind schön klein im Dezimeterbereich...aber so solls ja auch sein. :)

Wegen den Unregelmässigkeiten bezüglich EGNOS-Empfang:
Zu Beginn deines Logs von heute wurde der EGNOS-SAT 120 herangezogen, da SAT124 in den Testmodus geschaltet war.
Noch während des Logs wurde 124 wieder in den "Operational"-Modus geschaltet und auch der Neo hat auf die Verwendung von 124 umgestellt.
Kannst du alles unter "SBAS-(SBAS-Status) in ucenter nachvollziehen.

Das wars erst mal für heute.

Bis demnächst
Stefan

Josef Gerstenberg
Beiträge: 233
Registriert: 07.09.2009 - 20:00

Re: welche präzision?

Beitrag von Josef Gerstenberg » 07.01.2012 - 01:58

Hallo Hagen und Stefan,

das ist ja mal ein jutes Erjebnis.
Das habe ich als unerfahrener SBAS-PPP-User nicht vermutet.

Wennde konkret dein Equipement beschreiben willst, dann mess mal je 24 Stunden bei unterschiedlicher Feuchte und in unterschiedlichen Lagen.
Das wird die Bauern interessieren (wenn man sie aufklären, und nicht nur verkaufen will).

Lieben Gruß
Josef

ssquare_de
Beiträge: 671
Registriert: 07.10.2006 - 16:23

Re: welche präzision?

Beitrag von ssquare_de » 07.01.2012 - 11:49

Hallo Hagen,


lass dich doch beim "mechanischen Design" deines bedienungsfreundlichen, einfach zu handelnden "Volksvermessungsgerät" von den Vorbildern aus dem Profibereich inspirieren.
Das könnte beispielsweise so aussehen:
EIn kleiner Empfänger auf Basis des NEO-6P, der sich in einem kompakten Gehäuse mit Akku für autarken Betrieb wiederfindet, samt SMA-Buchse für eine externe Antenne.
Das Gehäuse könnte so gestaltet sein, dass das Antennenkabel darum aufgewickelt sein kann.
Das Gehäuse weist quadratische Masse im Bereich 5x5cm bis 7x7cm auf, eine Seite wird als metallene Groundplane ausgeführt, auf der eine externe (magnetische) Patch-Antenne (z.B. die von ublox) normalerweise geparkt wird.
Für genauere Messungen wird die Patch vom Gehäuse abgenommen und das Kabel abgewickelt.
Die Patch-Antenne "klebt" man dann per Magnetkraft auf eine Groundplane, die an einem rund 2m langen Stab (Alu, oder HighTech Kohlefaser, Luxusversion ist eventuell zerlegbar oder teleskopierbar) montiert ist.

Weiter unten auf ca. 1m Höhe wird ein ausreichend starker Magnet befestigt, an den das leichte Empfängergehäuse während der Verwendung angeklickt wird.
Die Datenübertragung an ein nachgeschaltetes Datenverarbeitungsgerät ( Smartphone, PDA, Tablet, ...) erfolgt über ein Bluetooth-Modul.

Das absolute Optimum wäre natürlich, könnten Datenaufzeichnungen direkt im Empfänger auf einer SD-Card abgelegt werden.
So könnte man sich im Feld bei kleineren Aufgaben den Aufwand mit zusätzlicher Hardware ersparen.
Es müssten eventuell "nur" über am Gehäuse angebrachte, minimalistisch vorhandene Bedienungselemente Logs gestartet/gestoppt und vielleicht die einzelnen Logs für eine Auswertung/Nachbearbeitung/Postprozessing später im Büro gekennzeichnet/benannt werden können.
Eventuell reicht da aber, als File-Name einen Zeitstempel zu verwenden, der ja im GPS-Modul sowieso vorliegt.

Die Rohdatenausgabe des NEO-6P ist ja neben dem PPP-Feature eine mehr als oberfeine Dreingabe... :)
Mit einer (wechselbaren) abgesetzten Antenne auf dem 2m-Stab sollten immer bestmögliche Empfangsbedingungen und eventuell ein nachträglicher Wechsel auf höherwertige Antennen unkompliziert möglich sein.



Stefan

Antworten