GNSS unter erschwerten Einsatzbedingungen (Wald)

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Josef Gerstenberg
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Re: GNSS unter erschwerten Einsatzbedingungen (Wald)

Beitrag von Josef Gerstenberg » 20.08.2012 - 20:51

Hallo in die Runde.

Endlich habe mit dem fast gleichen Equipment wie Stefan, das Hagen mir zur Verfügung gestellt hat, mehrere Tage an einem Festpunkt mitten im Wald gemessen.
NEO-6P, Antenne Tallysman TW2410, allerdings nicht auf einer rechteckigen, sondern runden Groundplane mit 100mm Durchmesser.

Als Basisstation habe ich die IGS-Station Pots des GFZ-Potsdam genutzt. Die Basislinienlänge beträgt etwa 14 km.

Es handelt sich um einen "erwachsenen" Wald. Die Oberschicht ist bis zu 150 Jahre alt, die Mittelschicht ca. 100 Jahre und darunter gibt es noch Sträucher.
Kuckste hier: 52°28'22.68"N 13°13'29.26"E

Um Stefans Erlebnis mit "RTK im Wald" nachzuvollziehen, habe ich eine 24-Stunden-Messung in 92 einstündige Messungen, die jeweils 15 Minuten verschoben sind, zerlegt.

Ergebnis:
Eine statische FIX-Lösung ist im dichten Wald nicht möglich, da die Residuen der Trägerphasenstrecken groß sind und sehr häufig Phasensprünge auftreten. Der mittlere Ratio beträgt im Mittel nur 1,8.
Eine statische Float-Lösung konvergiert langsam und kann Sprünge von mehr als 1m aufweisen.
92 durchgeführte einstündige Float-Positionsberechnungen weisen in jeder Richtung (Rechts, Hoch, Höhe) eine Standardabweichung von mehr als 1m auf. Einige Positionen liegen mehr als 4m neben der Soll-Position.
Bewertung:
- Fix-Lösungen im Wald sind bisher nicht möglich
- Float-Lösungen sind möglich, erfordern jedoch eine Messzeit von mehreren Stunden und sind trotzdem sehr unzuverlässig

Fazit:
Im dichten Wald lohnen sich bisher keine GNSS-Trägerphasenmessungen, egal mit welcher Ausrüstung.
Wird einmal von einem hervorragenden Ergebnissen berichtet, war das Zufall.
Meine Theorie über den Empfang von GNSS-Signalen im Wald hat sich mal wieder bestätigt.

Grüße Josef

PS Meine aufwendigen Messungen im Wald haben sich trotzdem gelohnt. Mehr demnächst.

Josef Gerstenberg
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Re: GNSS unter erschwerten Einsatzbedingungen (Wald)

Beitrag von Josef Gerstenberg » 23.09.2012 - 21:44

Hallo in die Runde,

warum sich meine letzten Messungen im dichten Wald trotzdem gelohnt haben, berichte ich hier erst jetzt, weil ich mich derzeit mit anderen Dingen beschäftigen muss.

Vergleicht man
einen LEA-4T und
einen NEO-6P mit EGNOS-Korrekturen und
einen NEO-6P mit EGNOS-Korrekturen und PPP.
dann ergibt sich bei meinen Untersuchungen folgendes Bild:
GR91_PppEgnos_Egnos_Solo_klein.jpg
Vergleich von Messungen am Waldstandort GR91
GR91_PppEgnos_Egnos_Solo_klein.jpg (272.27 KiB) 4625 mal betrachtet
Es lohnt sich also im Mittel selbst im dichten Wald einen NEO-6P zu verwenden und EGNOS und PPP einzuschalten,
auch wenn bei meinen Messungen zeitweise kein EGNOS-Empfang möglich war (etwa 15% der Zeit).

Etwas besser ist auch besser!

In dem Sinne,
Gruß Josef

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