Hallo Jörg,
und zunächst erst mal willkommen hier im Forum!
Je nachdem, wie weit es Dich in die speziellen GNSS-Aspekte Deiner Tätigkeit noch verschlägt, kannst Du hier auch gewiss etliche brauchbare Informationen aufgabeln ...
Ansonsten könnte es aber auch passieren, dass wir mit agrar-spezifischen Themen hier manchmal doch relativ einsam sind.
Wie es der Zufall aber will, bin ich seit ca. 15 Jahren in genau diesem Fachgebiet tätig.
Habe in dieser Zeit auch schon bei bzw. mit etlichen Anbietern gearbeitet, die mit größeren Fahrzeugflotten landwirtschaftliche Bodenproben ziehen ...
Als Fazit vorab: Die EINE LÖSUNG für diesen Zweck gibt es nicht (und kann es auch gar nicht geben)!
Bei manchen Anbietern sind Probenahmegerät und GIS elektronisch verbunden, wobei durchaus auch beide Richtungen grundsätzlich möglich sein könnten (Start der Misch- und/oder Einzelprobe also entweder am Gerät oder in der GIS-Software), manchmal ist aber auch noch der gute alte Mensch als Datenverbindung tätig.
Was in all den Jahren aber immer mehr zum Normalfall geworden ist: Das Probenmuster wird heutzutage üblicherweise im großen GIS (also im Büro) geplant.
Hier gibt es im Detail zwar z.T. erhebliche Unterschiede, wie diese Planung erfolgt (Aufteilung der Schläge nach Beprobungsraster und evtl. auch nach bereits bekannten Unterschieden der Bodenarten, Wiederholung früherer Beprobungsmuster usw.), grundsätzlich gemeinsam ist all diesen Lösungswegen aber i.d.R., dass der Beprober dann diese im Büro vorgeplanten Entnahmestellen erst mal nur mit einem mobilen GIS anzusteuern hat.
Ob mit dem großen Geländewagen, dem Quad oder gar zu Fuß, ist dabei prinzipiell aber auch noch kein entscheidender Unterschied ...
Die im Beprobungsalltag vielleicht (zweit-)wichtigste Frage liegt dann jedoch wohl v.a. darin, wie die Proben fortlaufend beschriftet (bzw. in bereits beschriftete Behälter eingefüllt) werden.
Ob manuell mit dem Edding auf die Tüte geschrieben oder (halb-)automatisch mit dem Etikettendrucker, ist evtl. auch noch gar nicht so wichtig ...
Hauptsache nur, es kommt nichts durcheinander!
Je nachdem, wie detailliert die o.g. Planung jeweils stattfindet, muss vor Ort dann ggfs. gar nicht mehr so viel GIS-Arbeit erfolgen.
Etwas ketzerisch könnte man sogar sagen, dass ein ordinäres kleines Garmin-Handgerät (bzw. Äquivalent) durchaus schon genügen könnte.
In praxi arbeiten die großen Anbieter der Branche sowohl mit eigener Software (sofern diese Anbieter "rein zufällig" auch Agrar-Software anbieten) als auch mit verschiedenen kommerziellen GIS-Programmen für den mobilen Einsatz auf kleineren Geräten (früher Palm & Co., heute div. Tablets).
Wenn ich also all meine bisherigen Erfahrungen in einen einzigen Satz destillieren sollte, würde dieser wohl unbedingt auf die Frage abzielen, wie gut die innerbetriebliche Datenverwaltung alltäglich laufen kann (bzw. laufen muss).
Alle anderen Fragen verschwinden demgegenüber m.E. schon beinahe in der Bedeutungslosigkeit.
Und obwohl (bzw. vielleicht sogar gerade weil) ich mit Hard- und Software für derlei Kram durchaus recht vertraut bin, würde ich nicht allzu viel Hoffnungen mit der Idee verbinden, die Prozesskette möglichst vollautomatisch realisieren zu wollen!
Heutzutage, angesichts der schier unendlichen Fülle von Möglichkeiten, mit RaspberryPi, Arduino & Co. mal schnell und billig was hinzaubern zu können, ist die Versuchung natürlich riesengroß.
Ich würde gleichwohl immer noch etwas skeptisch bleiben wollen.
Wie ich Deinen Beitrag verstehe, bist Du offenbar als Einzelkämpfer tätig.
Dann gäbe es natürlich weite Spielräume für individuelle Vorlieben und Gewohnheiten ...
Das größte Problem der o.g. größeren Anbieter besteht hingegen wohl v.a. darin, die Schlagkraft der vorhandenen Kapazitäten (Fahrzeuge, Personal ...) insbesondere in den Spitzenzeiten (nach dem Winter, nach dem Mähdrusch ...) zu maximieren, um nicht völlig in der Auftragsflut unterzugehen ...
Dann mag vielleicht auch die Idee reizvoll erscheinen, bei jeder Probenahme mittels Automatisierung noch ein paar Sekunden einsparen zu können.
Mit hinreichend kundigem und findigem, motiviertem und geschultem Personal könnte das vielleicht sogar im wahren Leben funktionieren.
Aber auch dann gibt es ja immer noch Wackelkontakte, leere Akkus, ständig abstürzende Computer bzw. Software und unzählige weitere EDV-Leckereien ...
Lange Rede, kurzer Sinn: Es ist nur das wirklich gut, was auch zuverlässig funktioniert, und zwar nicht nur auf Dauer, sondern gerade auch im Stress!
Und Hand aufs Herz, ist es tatsächlich ein so erheblicher Zeitverlust (im Vergleich zur theoretischen Vollautomatik mit Sensor), wenn man je Probenahme manuell einen Punkt als "erledigt" im mobilen GIS speichert bzw. markiert?
Maßgeblich ist (und bleibt) m.E. aber auf jeden Fall immer und absolut vorrangig die Frage, welches GIS verwendet wird, und zwar sowohl zur Vor- und Nachbereitung der Probenahme (im Büro) als auch dann auf dem Acker (sowie ggfs. noch der alltägliche Datentransfer zwischen diesen beiden Systemen).
Das kann also durchaus auch der o.g. kleine Garmin sein, oder "Locus Pro" auf dem Android-Tablet, oder QGIS, oder eine der üblichen Agrar-Software, oder sonst irgendeine GIS-Software, die sich mobil noch hinreichend gut nutzen lässt.
Viele Wege führen nach Rom ...
GPS/GNSS-spezifische Probleme sind heutzutage kaum noch relevant, zumindest nicht auf Acker/Grünland (Spezialfälle wie z.B. Versuchsparzellen mal ausgenommen).
Angesichts der üblichen Rasterung (Mischprobe je 1 bis 3 ha) dürfte man wohl kaum noch Hardware finden, die bei wenigstens halbwegs sachgerechter Nutzung wirklich zu ungenau wäre.
Diese Problematik könnte demnächst aber wieder neu an Bedeutung gewinnen, wenn wesentlich kleinere Teilflächen mit besonderer Markierung bzw. (Nicht-)Bewirtschaftung separat eingemessen, untersucht und/oder behandelt werden sollen.
Dann wird der berühmt-berüchtigte Submeter vielleicht doch noch wichtig ...
Gruß aus dem Muldental,
Hagen